Platz des Gedenkens / EHS (2015)

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Eisenhüttenstadt im Gegenlicht. Platz des Gedenkens. Glühende Augusthitze im Osten. Staubig, trocken, wüst. So sind die Sommer im äußersten Osten der Republik. Der Platz ist leer. Wie die gesamte Stadt leer ist an diesem Sonntagnachmittag. Diese schöne Planstadt. An diesem Platz liegt die Schule, von deren Balkon aus die Stadtgründung erfolgte. 1953 erst als Stalinstadt, ab 1961 dann als Eisenhüttenstadt. Eine sozialistische Vorzeigestadt, hier der Wohnkomplex II, sieben gibt es davon insgesamt. Braucht heute aber keiner mehr. Viel zu viele sind weggezogen. Man sollte herziehen, eine Künstlerexistenz führen. Das Gras zwischen den Steinplatten zupfen. Ein Bier trinken, an die Oder fahren und nach Polen rüber gucken. Der Grenzübergang ist in Frankfurt/Oder, 30 km entfernt. Ab und zu kommt Tom Hanks hier vorbei. Alles etwas unwirklich. Die ganze Stadt, nur eine Kulisse? Und wenn ja, wofür? Für eine sozialistische Musterexistenz, die es eh nie gab? Man kann sich nicht vorstellen, was hier in 50 Jahren sein wird. Vielleicht wird Eisenhüttenstadt ein Freilichtmuseum. Aber das würde einem vielleicht keiner glauben.