Frühling im Oderbruch. Von Seelow nach Eberswalde.

Von einem Extrem ins andere: nach den Minusgraden der letzten Wochen waren nun bis zu 17 Grad und Sonne angesagt. Wir konnten es kaum glauben und auch wenn wir ja bei (fast) jedem Wetter fahren, fährt es sich im Frühling doch leichter. Ich konnte mir das allerdings noch gar nicht vorstellen, war doch unsere Kältetour erst zwei Wochen her. Trotzdem hatten wir uns nahezu kühn für die Strecke von Seelow nach Eberswalde entschieden, gut 60 km und damit schon eher eine kurze Sommer-Tour als eine lange Winter-Tour. Wer jetzt an die Seelower Höhen denkt, liegt nicht ganz falsch, allerdings liegt der Bahnhof schon eher in Gusow. Und kaum sitzen wir auf den Rädern ist uns schon zu warm. Also erstmal anhalten und ausziehen. Kennt man ja gar nicht mehr.

Platkow.

Dann fahren wir mit Rückenwind durch Platkow und haben nach einer halben Stunde Neuhardenberg erreicht: ein Kleinod mitten im Oderbruch.

Dorfanger Neuhardenberg.

Das Örtchen hatte schon viele Namen, in der DDR hieß es Marxwalde und wir finden tatsächlich eine Büste von Karl Marx, an der offenbar noch vor kurzem Blumen abgelegt wurden. Glaubt man dem Internet, wurde diese Büste erst 1988 eingeweiht, zu Wendezeiten gestürzt und 1993 wieder aufgestellt.

Karl Marx Büste.

Man sollte es sich allerdings nicht nehmen lassen, auch einen Blick in die Schinkelkirche zu werfen, denn deren Sternenhimmel war ursprünglich als Bühnenbild für Mozarts „Zauberflöte“ entworfen worden. Heute kann man eine Patenschaft für einen Stern übernehmen, eine schöne Idee, leider nicht ganz billig.

Schinkelkirche Neuhardenberg.

Wir halten uns aber nicht zu lange auf, sondern fahren weiter und kaum haben wir Neuhardenberg hinter uns gelassen, wird es schon deutlich trister, die Touristendichte lässt auch nach. Und das obwohl sich immer wieder Werbung für kommende Feste im Oderbruch am Wegesrand findet.

Bei Gottesgabe.

Von Gottesgabe geht es weiter nach Kunersdorf und schließlich nach Wriezen, die größte Stadt im Oderbruch. Kulinarisch wurden wir hier schon oft enttäuscht und so kommen wir auch gar nicht auf die Idee, dort eine Pause zu machen. Es liegt aber sicher nicht nur an uns, dass in der Innenstadt noch mehr Ladenlokale leer stehen, als bei unserer letzten Durchfahrt. Nicht mal heute, bei Sonne und frühlingshaften Temperaturen, finden wir hier ein geöffnetes Café oder ähnliches. In Wriezen, so scheint es mir, ist man ziemlich weit entfernt von den sogenannten gleichwertigen Lebensverhältnissen.

Wriezen. Stadthalle.

Für uns geht es weiter nach Bad Freienwalde, langsam kriegen wir Hunger. Wir erwarten nicht viel, werden aber positiv überrascht und finden in der doch recht malerischen, hügeligen Kleinstadt einen Italiener. Am meisten freuen wir uns aber darauf, nach der Pause nicht frieren zu müssen.

Bad Freienwalde.

Noch in der Sonne treten wir die letzte Etappe nach Eberswalde an. Und weil auf unserer Stammstrecke der Bahnübergang gerade geschlossen ist, wählen wir einen uns unbekannten Weg, der uns auf dem letzten Stück noch einige Höhenmeter beschert.

Oberhalb von Eberswalde.

Der Weg ist durchaus empfehlenswert, allerdings landen wir kurz vor Eberswalde dann doch auf einer Landstraße, an der sich der Radweg noch im Bau befindet. Wir wollen aber nicht klagen, denn wir werden mit einer grandiosen Einfahrt – besser Abfahrt – in die Stadt belohnt. Bis zum Bahnhof können wir fast durchrollen und statt Glühwein gibt es heute wieder Bier, das wir sogar noch in der Sonne auf dem Bahnsteig genießen.