Von Lutherstadt Wittenberg nach Bad Belzig

Endlich gutes Wetter. Sommerwetter. Ich hatte nur leider vergessen, wie staubig Brandenburg sein kann. Und Sachsen-Anhalt wohl auch. Aber von vorne: Startpunkt ist die Lutherstadt Wittenberg. Wie das schon klingt.. Aber ohne „Lutherstadt“ wäre es falsch. Und man würdes es sonst auch ständig mit Wittenberge verwechseln. Wittenberg ist sicher sehenswert, aber auch fast schon ein bisschen zu sehr herausgeputzt. Da erfreut man sich schon an der Ruine Kärnbach, auch wenn nicht herauszufinden ist, was das eigentlich mal war. Was es jetzt sein soll, ist aber auch unklar.

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Und dann gucken wir uns auch noch kurz das Stadthaus am Arsenalplatz an, der zwischen 1949 und 1992 nicht zugänglich war, da in der Zeit die Rote Armee dort hauste. Stadthaus und Platz sind inzwischen fein herausgeputzt.

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Dann aber endlich raus aus der Stadt. Direkt hinter Wittenberg geht es auf eine staubige Schotterpiste. Ein Schild warnt vor „Wegearbeiten“ und nach 8 km werden wir darauf hingewiesen langsam zu fahren: „Staubentwicklung“. Es ist heiß, leicht windig und irgendwie wagt sich heute außer uns niemand aufs Rad. Als wir Grabo – tatsächlich ohne „w“ – erreichen, scheint sich auch hier niemand vor die Tür zu wagen. Fehlen eigentlich nur noch ein paar Präriebüsche. Sonst gibt’s hier nichts zu sehen.

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Wir legen uns kurz in die Sonne, fahren dann aber weiter. Der Weg wird besser, endlich Asphalt. Asphalt, Sonne, Wind, Wolken und dazu Landschaft, was will man mehr. Allerdings wird es auch nicht spannender. Vielleicht war Grabo schon der Höhepunkt der heutigen Tour.

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Heute wird es keinen Zwischenstopp geben, wir haben nicht viel Zeit und fahren ausnahmsweise gegen die Uhr. Einzig spannend ist der Umstand, dass einer der Mitfahrer in regelmäßigen Abständen seine Lenkerstange wieder festziehen muss. Next Stop Berkau, aber auch nur, weil wir uns etwas verfahren haben. So ist das, wenn man ohne Karte fährt.

20160529_122945Irgendwo zwischen Berkau und Klein Marzehns hat jemand einen Mini eingemauert, der obligatorisch alle ein, zwei Jahre fotografiert wird. Hinter Klein Marzehns noch fix die A9 unterqueren und dann geht es an der Burg Rabenstein vorbei nach Raben. Auch lassen wir die Möglichkeit einer Einkehr im Naturparkzentrum Hoher Fläming verstreichen. Bis nach Bad Belzig sind es nur noch 14 km und wir haben Durst und Hunger. Und wir wollen den Zug kriegen.

Über Grubo – ebenfalls ohne „w“ – und Bergholz geht es das letzte Stück an einer Bundesstraße entlang.

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Ich vermisse das Ökokombinat, das es hier im letzten Jahr noch gab, aber wirklich fehlen tut es mir nicht. Zumal Bad Belzig schon mit genug Merkwürdigkeiten gesegnet ist, wie dem ZEGG (Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung), das Anfang der 1990er Jahre unter Sektenverdacht stand. Wir finden ein Café an einem See, das eher bodenständig wirkt, also alles gut, bis ich die Toilette aufsuche. Vor den Toiletten finden sich auf einer Kommode Flugblätter für Schoßraumarbeit (!) und dergleichen. Wir beeilen uns und sehen zu, dass wir schnell zum Bahnhof kommen. Fahrbier fällt leider aus, das wird in Berlin nachgeholt.