Von Magdeburg nach Genthin: Elberadweg (fast) ohne Elbe, dafür mit Alpakas

Um es gleich voranzuschicken – es war eine herrliche Tour, auch wenn wir mit einigen Hindernissen zu kämpfen hatten. Los ging es gleich im Regionalexpress nach Magdeburg, in dem wir einem Mitreisenden negativ auffielen, weil ihm unsere Gesprächsthemen nicht gefielen. Konnten wir leider nicht ändern, der Herr suchte sich dann einen anderen Platz. Um nicht auch noch der Bahn mit einem in Sachsen-Anhalt ungültigen Brandenburg-Ticket aufzufallen, steigen wir in Magdeburg Neustadt aus. Hier hat der Bahnhof schon deutlich bessere Zeiten gesehen, aber man sieht ihm seine alte Pracht noch an. Immerhin gibt es eine Bahnhofskneipe, die wir aber links liegengelassen müssen, um uns den Weg zur Elbe zu suchen.

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Dort muss irgendwo der Elberadweg losgehen, den wir Richtung Norden befahren wollen. Nachdem wir durch den Wissenschaftshafen gefahren und zwei Brücken überquert haben, finden wir den Weg und passieren erst mal den Jahrtausendturm um danach durch den Herrenkrugpark zu fahren. Alles ganz hübsch, nicht spektakulär, aber das weiße Betonband lässt sich sehr gut befahren.

Bei Hohenwarthe wird es dann spektakulär, nicht nur unterqueren wir die A2, sondern auch das Magdeburger Wasserstraßenkreuz, ein einigermaßen beeindruckendes Bauwerk. Unten fließt die Elbe, darüber der Mittellandkanal, der hier in den Elbe-Havel-Kanal übergeht.

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Ab hier ist es dann auch vorbei mit der Elbe, der Elberadweg führt uns jetzt weg vom Fluss. Wir stellen fest, dass es deutlich angenehmer ist, bei 30 Grad und Sonne zu fahren, als bei 10 Grad und Regen. Allerdings stellen sich langsam Hunger und Durst ein und wir hoffen, in den nächsten Orten – wenn man sie so nennen möchte – eine Einkehrmöglichkeit zu finden.

20160710_133042Vor den Genuss hat der Herrgott oder wer auch immer aber die Arbeit gestellt und so lässt die nächste Panne nicht auf sich warten: auf den Felgenriss folgt nun der Kettenriss. Immerhin hat einer der Mitfahrer das passende Werkzeug mit und die Jungs können auf freiem Feld eine Ketten-Op vornehmen, die glücklicherweise erfolgreich verläuft.

 

20160710_135542Also weiter, Richtung Gaststätte. Bevor wir uns gestehen, kein Bargeld zu haben und darauf zu hoffen, dass uns hier jemand unsere EC-Karten abnimmt, müssen wir kurz vor Parchau noch eine Sandwüste durchqueren und zwar schiebend. In Parchau angekommen finden wir das Café Schaulies, das zwar keine EC-Karten akzeptiert, dafür findet aber einer der Mitfahrer doch noch ausreichend Bargeld und kann uns drei durchfüttern.

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In Parchau kann man Dinge entdecken, die längst vergessen schienen, z.B. schon deutlich gealterte Männer, die nur mit einer sowohl knappen wie zugleich ausleierten Badehose bekleidet, mit dem Fahrrad zur Eisdiele fahren, sich dort ein Muscle-Shirt überwerfen, um mit Frau und Tochter ein Eis zu essen. Nein, habe ich nicht fotografiert.

Nach Bier (alkoholfrei) und Pommes rollt es dann gleich noch besser und flugs geht es durch Schartau (genau, ohne w) nach Zerben.

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Zwischendurch kollidiere ich mit einer Hummel, die mich vor lauter Ärger in die Nase sticht. Aber auch darauf sind wir vorbereitet, ein bisschen Cortison-Salbe und ich bin sicher, dem Allergietod knapp entronnen zu sein. Nach 10 Minuten erinnert auch nur noch die Salbe an den Stich.

20160710_155352In Zerben soll es ein Schloss geben, das aber eher ein größeres Gutshaus ist, weshalb ein möglicher Kaffeestopp hier ausfällt. Statt Schloss gibt es in Zerben Alpakas und freundliche Dorfbewohner, die uns den weiteren Weg weisen und andeuten, dass es kurz vor Genthin eine Straßensperrung geben könnte. Das schreckt uns aber nicht, zumal wir im letzten Sommer eine kleine Oderquerung hinter uns gebracht haben. Dann geht es über Parey nach Bergzow, einem Ort, in dem Rollatoren mit Blumen bepflanzt werden.

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Welche Geschichte dahinter steckt, möchte man gar nicht wissen. In Bergzow ist die Straße nach Genthin gesperrt, aber man versichert uns, dass Radfahrer die Baustelle passieren können und so erreichen wir nach gut 70 km Genthin. Leider ist Genthin weniger spektakulär als erwartet und auch größtenteils geschlossen. Immerhin eine Eisdiele gibt es, in der man uns nicht nur Eis sondern auch das Fahrbier für den Zug verkauft. Der Tag endet, wie er begann: wieder sind wir einem Mitreisenden ein Dorn im Auge, wieder werden wir nicht kontrolliert und kurz vor Berlin bricht dann auch der Fahrrad-Rückreise-Stress aus, der uns da schon aber nicht mehr interessiert. In zwei Wochen werden wir wieder unterwegs sein.